Fachgebiet Verkehrspsychologie

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Fachliche Voraussetzungen an psychologische Gutachter

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Das Fachgebiet Verkehrspsychologie behandelt Themen und Probleme zur Bewertung der persönlichen Voraussetzungen von Personen für die Teilnahme am öffentlichen Verkehr.


Bewerber um eine Fahrerlaubnis müssen die hierfür notwendigen körperlichen und geistigen Anforderungen erfüllen. Diese sind nicht erfüllt, wenn eine Erkrankung oder ein Mangel (z.B. Einschränkungen der Belastbarkeit, der Orientierung, der Konzentrations- und Aufmerksamkeitsleistung oder der Reaktionsfähigkeit) vorliegt, wodurch die Eignung oder die bedingte Eignung zum Führen von Kraftfahrzeugen ausgeschlossen wird. Außerdem dürfen die Bewerber nicht erheblich oder nicht wiederholt gegen verkehrsrechtliche Vorschriften oder Strafgesetze verstoßen haben.


Die Begutachtung der Fahreignung ist in Deutschland relativ stark durch Leitlininen formalisiert und an enge Voraussetzungen für die Qualifikation der Gutachter und das gutachterliche Vorgehen gebunden.

Hinweise für Auftraggeber


Fachliche Voraussetzungen an psychologische GutachterInnen


Psychologinnen und Psychologen, die im Verkehrsrecht als Sachverständige oder im Rahmen verkehrspsychologischer Interventionen tätig sind, sollten über die folgenden Qualifikationen verfügen:

 

Hochschulabschluss in Psychologie (Diplom oder Master)


Verkehrspsychologische Qualifikation: Ausbildung im geregelten Bereich. Festlegungen finden sich in der Fahrerlaubnisverordnung (FeV) den Paragrafen 36, 70 und 71 FeV sowie in § 4a des Straßenverkehrsgesetzes.


Die verkehrspsychologische Ausbildung sollte an einer Universität oder gleichgestellten Hochschule oder bei einer Stelle erfolgen, die sich mit der Begutachtung oder Wiederherstellung der Kraftfahreignung befasst. Damit gleichwertig ist die Ausbildung an einem Ausbildungsseminar des BDP oder durch fachpsychologische Qualifikation nach dem Stand der Wissenschaft.


Zu fordern sind Kenntnisse und Erfahrungen in der Untersuchung und Begutachtung der Eignung von Kraftfahrern in der Verkehrspsychologie durch

  1. mindestens dreijährige gutachterliche Tätigkeit oder Kursleitertätigkeit gemäß §§ 70 oder 36 FeV.
  2. 5 Jahre bestätigte freiberufliche verkehrspsychologische Tätigkeit (z.B. durch Dokumentation von zehn Verkehrstherapien mit positiver MPU)
  3. drei Jahre freiberufliche verkehrspsychologische Tätigkeit nach vorherigen Erwerb einer Qualifikation als klinischer Psychologe oder Psychotherapeut nach dem Stand der Wissenschaft (vgl. Kranich, 2016, in Brieler et al, Leitlinien verkehrspsychologischer Interventionen (S. 290-293).  Bonn: Kirschbaum).


Nach einem Positionspapier der Deutschen Gesellschaft für Verkehrspsychologie (DGVP) sind Grund- und Zusatzqualifikationen sowie die Verpflichtung zu kontinuierlicher Weiterbildung voneinander zu unterscheiden.

Als Grundqualifikationen sollten folgende Ausbildungen vorliegen:


I. Diplom oder gleichwertiger Master in Psychologie


II. Verkehrspsychologische Ausbildung entweder

  • als Gutachter bei einer amtlich anerkannten Begutachtungsstelle für Fahreignung oder
  • als Kursleiter bei einem nach Paragraf 70 FeV anerkannten Träger
  • es verkehrspsychologische Berater gemäß Paragraf 71 FeV oder
  • als Fachpsychologe für Verkehrspsychologie (BDP) oder
  • im Rahmen eines Hochschulstudiums mit Schwerpunkt Verkehrspsychologie.

 

Zusätzlich sind folgende fachspezifische Ausbildungen zu fordern:


  • Einweisung und und Fachkunde bei der Anwendung der Begutachtungsleitlinien und der Beurteilungskriterien
  • bei Verkehrstherapeuten: Therapieausbildung bzw. ausreichende therapeutische Kompetenzen, um einen Veränderungsprozess fachgerecht zu führen, und/oder Rehabilitationsmaßnahmen spezifische Fortbildung

Fragestellungen


Die Fragestellungen im Rahmen der Fahreignungsuntersuchung orientieren sich an der Fahreignungsverordnung, z.B.: 


Bestehen Beeinträchtigungen der Belastbarkeit, der Orientierungsfähigkeit, der Konzentrationsleistung, der Aufmerksamkeitsleistung und der Reaktionsfähigkeit?


Werden im Rahmen der Fahrerlaubnisprüfung erhebliche Auffälligkeiten sichtbar, die Zweifel über die körperliche oder geistige Eignung des Bewerbers begründen?


Lassen Gesetzesverstöße in der Biografie des Probanden auf ein erhöhtes Aggressionspotenzial schließen, das im Zusammenhang mit der Kraftfahreignung steht und das Zweifel an der Fahreignung des Bewerbers begründet?


Ist die zu begutachtende Person in der Lage, die besondere Verantwortung bei der Beförderung von Fahrgästen zu tragen?


Weist die zu begutachtende Person einen Missbrauch von Alkohol/ eine Alkoholabhängigkeit Missbrauch oder Abhängigkeit von Betäubungsmitteln oder Arzneimitteln/ auf, der Zweifel an der Kraftfahreignung begründet?

Gesetzliche Grundlagen


Straßenverkehrsgesetz (StvG)

https://www.gesetze-im-internet.de/stvg/


Verordnung über die Zulassung von Personen zum Straßenverkehr (Fahrerlaubnis-Verordnung - FeV)

https://www.gesetze-im-internet.de/fev_2010/inhalts_bersicht.html

Informationen aus der Rechtsprechung

 

Bachmeier, Werner; Müller, Dieter; Rebler, Adolf (Hg.) (2017): Verkehrsrecht Kommentar. 3. Aufl. Köln: Luchterhand.


Burmann, Michael; Hess, Rainer; Hühnermann, Katrin; Jahnke, Jürgen (2018): Straßenverkehrsrecht. Kommentar: mit StVO nebst CsgG, dem StVG, den wichtigsten Vorschriften der StVZO und der FeV, dem Verkehrsstraf- und Ordnungswidrigkeitenrecht, dem Schadensersatzrecht des BGB, Zivilprozessrecht und Versicherungsrecht, der Bußgeldkatalog-Verordnung sowie Verwaltungsvorschriften. 25. neu bearbeitete Auflage. München: C.H. Beck.


Kaus, Klaus-Ludwig; Krumm, Carsten; Quarch, Matthias (Hg.) (2017): Gesamtes Verkehrsrecht. Verkehrszivilrecht, Versicherungsrecht, Ordnungswidrigkeiten- und Strafrecht, Verkehrsverwaltungsrecht. 2. Aufl. Baden-Baden: Nomos


Koehl, Felix; Lempp, Volker; Krumm, Carsten (2019): Punktsystem und Bußgeldkatalog. Fahreignungs-Bewertungssystem, OWi-Verfahren, Sanktionen, Muster: Handkommentar. 2. Auflage. Baden-Baden: Nomos.


König, Peter; Dauer, Peter; Floegel, Johannes; Hartung, Fritz; Jagusch, Heinrich; Hentschel, Peter (2019): Straßenverkehrsrecht. Straßenverkehrsgesetz, Elektromobilitätsgesetz, Straßenverkehrs-Ordnung, Fahrerlaubnis-Verordnung, Fahrzeug-Zulassungsverordnung, Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung, EG-Fahrzeuggenehmigungsverordnung (Auszug), Bußgeldkatalog, Gesetzesmaterialien, Verwaltungsvorschriften und einschlägige Bestimmungen des StGB und der StPO. 45. Auflage. München: C.H.Beck.


Müller, Dieter (Hg.) (2014): Fachanwaltskommentar Verkehrsrecht. 2. Aufl. Köln: Luchterhand.


Schurig, Roland (2020): Straßenverkehrs-Ordnung. StVO. 17. Auflage. Bonn: Kirschbaum Verlag.


Wegeleben, Carola (Hg.) (2013): Recht des ÖPNV. 1. Aufl. Hamburg: DVV Media Group.

Literaturhinweise

Albrecht, Martina; Evers, Claudia; Klipp, Simone; Schulze, Horst; Born, Rüdiger; Brenner Hartmann, Jürgen et al. (2015): Projektgruppe MPU-Reform. Schlussbericht ; [Bericht zum Forschungsprojekt F1100.4312011. Bremen: Fachverl. NW (Berichte der Bundesanstalt für Straßenwesen M, Mensch und Sicherheit, 257).

Brenner-Hartmann, Jürgen (2011): Grundriss Fahreignungsbegutachtung. Einführung in die Beurteilungskriterien der medizinisch-psychologischen und ärztlichen Begutachtung. Bonn: Dt. Anwalt-Verl.

Brenner-Hartmann, Jürgen (2014): Assessment of personal resources for safe driving. The principles of medical psychological assessment in Germany. Bonn: Kirschbaum.

Brieler, Paul; Kollbach, Birgit; Kranich, Udo; Reschke, Konrad (2016). Leitlinien verkehrspsychologischer Interventionen. Beratung, Förderung und Wiederherstellung der Fahreignung. Bonn: Kirschbaum.

Deutsche Gesellschaft für Verkehrspsychologie (DGVP) (Herausgeber), Deutsche Gesellschaft für Verkehrsmedizin (DGVM)  (Herausgeber) Urteilsbildung in der Fahreignungsbegutachtung – Beurteilungskriterien (2013). Bonn: Kirschbaum.

Fries, Wolfgang (Hg.) (2008): Fahreignung bei Krankheit, Verletzung, Alter, Medikamenten, Alkohol und Drogen. Ein Leitfaden für Betroffene, Ärzte, Psychologen, Rechtsanwälte, Behörden. München: Beck.

Gehrmann, Ludwig (2014): Fahreignung und medizinisch-psychologische Untersuchung. In: Neue Zeitschrift für Verkehrsrecht : NZV 27 (1), S. 11–14.

Gehrmann, Ludwig; Undeutsch, Udo (1995): Das Gutachten der MPU und Kraftfahrereignung. Das Gutachten der medizinisch-psychologischen Untersuchungsstellen (MPU) als Grundlage für die Beurteilung der Eignung zum Führen von Kraftfahrzeugen. München: Beck.

Goldberg, E.; Lakämper, S. (2020): Cannabidiol im Kontext erstmaliger verkehrsmedizinischer Fahreignungsabklärungen in der Schweiz. Retrospektive Studie zu Stellenwert und Einfluss auf das Begutachtungsergebnis. In: Rechtsmedizin 30 (5), S. 305–310.

Haffner, Hans-Thomas; Skopp, Gisela; Graw, Matthias (Hg.) (2012): Begutachtung im Verkehrsrecht. Fahrtüchtigkeit - Fahreignung - traumatomechanische Unfallrekonstruktion - Bildidentifikation. Berlin, Heidelberg: Springer.

Himmelreich, Klaus (Hg.) (2007): Fahrverbot, Fahrerlaubnisentzug und MPU-Begutachtung im Verwaltungsrecht. Unter Mitarbeit von Helmut Janker. 8. Aufl. Neuwied: Luchterhand.

Kiegeland, Peter (Hg.) (2011): Praxishandbuch der Exploration. Arbeitstechniken für die medizinisch-psychologische Begutachtung. Berlin: Dt. Psychologen-Verl.

Lewrenz, Herbert; Brieler, Paul; Püschel, Klaus (2006): Krankheit und Kraftverkehr. Fahreignungsdiagnostik aus medizinischer, juristischer und psychologischer Sicht. Hamburg: Kovač.

Okulicz-Kozaryn, Malgorzata (2018): Die Bedeutung von Audioaufnahmen des Explorationsgespräches für die Fahreignungsbegutachtung. Bonn: Kirschbaum Verlag

Patermann, Andreas, Schubert, Wolfgang, Graw, Matthias  (Hg.) (2015): Handbuch des Fahreignungsrechts. Leitfaden für Gutachter, Juristen und andere Rechtsanwender. Bonn: Kirschbaum Verlag.

Schmidt-Atzert, Lothar (2010): "Die medizinisch-psychologische Untersuchung" aus Sicht der wissenschaftlich fundierten psychologischen Diagnostik. In: Tagungsband zum 48. Deutschen Verkehrsgerichtstag 2010 : Veröffentlichung der auf dem 48. Deutschen Verkehrsgerichtstag vom 27. bis 29. Januar 2010 in Goslar gehaltenen Referate und erarbeiteten Empfehlungen. Hamburg: Dt. Verkehrsgerichtstag, S. 258–270.

Schubert, Wolfgang (Hg.) (2005): Begutachtungs-Leitlinien zur Kraftfahrereignung. Kommentar. 2. Aufl. Bonn: Kirschbaum.

Schubert, Wolfgang (2010): "Die medizinisch-psychologische Untersuchung" auf dem Prüfstand. In: Tagungsband zum 48. Deutschen Verkehrsgerichtstag 2010 : Veröffentlichung der auf dem 48. Deutschen Verkehrsgerichtstag vom 27. bis 29. Januar 2010 in Goslar gehaltenen Referate und erarbeiteten Empfehlungen. Hamburg: Dt. Verkehrsgerichtstag, S. 225–257.

Schubert, Wolfgang; Mattern, Rainer (Hg.) (2008): Prüfmethoden der Fahreignungsbegutachtung in der Psychologie, Medizin und im Ingenieurwesen. 3. gemeinsames Symposium am 18. - 19. Oktober 2007 in Dresden - Deutsche Gesellschaft für Verkehrspsychologie e.V. (DGVP) und Deutsche Gesellschaft für Verkehrsmedizin e.V. (DGVM). Bonn: Kirschbaum

Schubert, Wolfgang, Schneider, Eisenmenger (2018). Begutachtungs-Leitlinien zur Kraftfahrereignung. Kommentar. 3. Auflage. Bonn: Kirschbaum.

Werwath, Christine (1999): Zum Stellenwert von Obergutachten im Fahreignungsbegutachtungsprozeß. Eine Evaluationsstudie. Hamburg: Kovac

Links für Sachverständige


Begutachtungsleitlinien zur Kraftfahreignung vom 27. Januar 2014 (Verkehrsblatt S. 110)Fassung vom 28.10.2019 (Verkehrsblatt S. 775), in Kraft getreten am 31.12.2019 mit der Vierzehnten Verordnung zur Änderung der Fahrerlaubnis-Verordnung und anderer straßenverkehrsrechtlicher Vorschriften (Bundesgesetzblatt Teil I Nr. 52 vom 30. Dezember 2019)


https://www.bast.de/BASt_2017/DE/Verkehrssicherheit/Fachthemen/U1-BLL/Begutachtungsleitlinien.pdf?__blob=publicationFile&v=20



Deutscher Verkehrsgerichtstag

https://www.deutscher-verkehrsgerichtstag.de/

Positionen und Kontroversen


  • Themenspezifische Reaktionen der Fachgruppe auf Anfragen oder Kommentare
  • Aktuelle Entwicklungen

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Fahreignung, Fahreignungsbegutachtung,


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Prof. Dr. Wolfgang Schubert
w.schubert@verkehrs-psychologie.eu